Dienstag, 14. Juni 2011

„Das geht mich nichts an“


Eine sehr liebe Freundin erzählte mir unlängst, dass sie ihr Auto zur Reparatur in die Werkstatt gebracht hat. Dazu sollte man wissen, dass sie ihren 4er Golf noch nie innen gereinigt hat bzw. hat lassen. Wäre an und für sich kein Drama, wenn da nicht der Hund wäre, der ihr das Interieur mit allerlei versaut. Dazu kommt die entsprechende Geruchsbelästigung, die alle Hundebesitzer kennen, die einen langhaarigen Hund mit nassem Fell auf der Rückbank sitzen haben.

Sie kommt also bei der Werkstatt an und der Meister möchte mit ihr eine Probefahrt machen um zu testen was da „so Geräusche“ macht. Am Weg zum Auto bereitet sie den Fachmann darauf vor, was er gleich erleben sollte. „Sie sollen wissen, dass das Auto innen etwas ausschaut!“, gibt sie ihm mit einem für sie typisch sympathischen und ansteckenden Lächeln weiter. Er zur Antwort: „Das geht mich nichts an, ich teste nur das Auto.“

Was ist da passiert? Zwei Dinge fallen mir da sofort ein, ohne auf die oben beschriebenen Details einzugehen. Als  erstes die professionelle Antwort, dass ihm das, was sie mit ihrem Auto macht, nichts angeht. Ich bin super beeindruckt! 

Wie oft mischen sich Leute in Dinge ein, die sie gar nichts angehen? Wie oft wird über Dinge diskutiert, die andere Menschen betreffen? Selbstverständlich kann man seine Meinungen austauschen. Was aber wenn diese Meinungen in „gute Ratschläge“ übergehen? Ungefragt hören wir tagtäglich Meinungen von Leuten über Dinge, die sie überhaupt nichts angehen!
Was an der Situation ebenfalls auffällt ist die Entschuldigung oder Rechtfertigung im Vorhinein der Endzwanzigerin. Wir sind anscheinend schon so darauf trainiert, dass sich andere Menschen in unser Leben einmischen, sodass wir im Vorhinein schon um Erklärungen bemüht sind.
Wir sollten damit aufhören, uns zu rechtfertigen, entschuldigen bzw. Ausreden zu erfinden. Wen stört es denn bitte, wenn das Auto voller Steine, Schmutz und Haare ist? Wenn es die große Blondine stören würde, dann würde sie wohl etwas daran ändern. Und wenn nicht, dann eben nicht. Was maßen sich viele unserer Mitmenschen jedoch an, wenn sie und „liebevolle Ratschläge“ mitgeben, wie unser Leben, unser eigenes Leben, besser sein kann bzw. sein muss! Kommentare die wie Ahornsirup aus den Bäumen auf unsere Köpfe träufeln und unser Leben versüßen. 

Das Witzige daran ist ja die Tatsache, dass wir diese Weisheiten meist von Menschen hören, die in ihrem Leben meist wenig bis gar nicht vorankommen! Was tun diese Menschen für sich selbst, damit sie „besser“ leben? Reicht es, wenn das Auto sauber ist? Oder sind andere Dinge im Leben vielleicht „wichtiger“?

Ich bin der Meinung, dass dies jeder für sich selbst entscheiden soll. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und soll diese Verantwortung aber auch übernehmen. Wir sollten uns weniger um die Anderen kümmern und uns mehr mit uns selbst beschäftigen. Mit dem was wir erreichen wollen, wie viel wir verdienen wollen, welcher Tätigkeit wir nachgehen wollen, wie viel Freizeit wir mit wem verbringen wollen und ob wir unser Auto sauber oder verdreckt haben wollen.

Ronald Hanisch

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