Freitag, 3. Juni 2011

Miami – unterschiedlichste Kulturen an einem Ort

Ein markerschütternder Schrei unterbricht das Meeresrauschen am Miami-Beach! Eine Mutter steht kreischend im Sand und im ersten Moment weiß niemand so recht ob bereits etwas Entsetzliches passiert ist oder etwas auf uns zukommt. Der Wind peitscht rund 0,5 m hohe Wellen vor sich her und am Strandabschnitt, der sich von mir aus überblicken lässt, sind nur wenige Menschen im Wasser. Die hysterisch wirkende Inderin wird von lautem Geschrei ihres Mannes unterstützt und mir wird etwas unwohl bei der Sache. Etwa 20 m vom Wasser entfernt entdecke ich, dass sich ihre drei Kinder im Wasser befinden.
  
Miami Beach
Das Alter der beiden Jungs schätze ich auf 12 und 16 Jahre und die Tochter wird so 15 Jahre alt sein.
Der Klageton der besorgten Eltern widmet sich dem Jüngsten. Er befindet sich bereits im knietiefen Wasser und hat offensichtlich eine Menge Freude mit den daherschwappenden Wellen. Die beiden Älteren sind schon etwas weiter im Wasser und strahlen eine Freude aus, als ob sie das erste mal am Meer währen. Sie lachen alle und anhand der Gesten die sie der Mutter zuwerfen ist alles in bester Ordnung.

„Was soll der ohrenbetäubende Lärm also?“, denke ich mir. Nun, es scheint als ob die Eltern es nicht zulassen, dass der Junior im Meer ist. Traurig aber gehorsam schreitet er aus dem Wasser und erlöst seine Mutter vom Schreikrampf. Zufrieden nehmen ihn die Eltern an sich und trocknen ihn ab.
Unterschiedliche Kulturen, wie sie speziell in Miami aufeinandertreffen, können oft für Missverständnisse sorgen. An diesem Beispiel ganz offensichtlich, dass für alle anderen Wasserratten die Wellen keine Gefahr darstellten, für die indischen Eltern jedoch massiv. Nicht nur die Sorge um den Sohn - die Tochter darf sich, wahrscheinlich Kulturell bedingt, gar nicht ausziehen. Sie musste mit dem gesamten Gewand ins Wasser, wenn sie unbedingt wollte. Einzig der älteste Sohn durfte eine Badeshort tragen. Ich habe jedoch von der indischen Kultur lediglich rudimentäre Informationen. Ich habe Freunde in Indien die das Schweinefleisch, witzige Story mit Tiroler Knödel, ebenfalls essen. Andere wiederum „dürfen“ das nicht. Was dann alles mit der linken Hand gemacht werden darf, entzieht sich ebenso meiner Kenntnis wie viele andere Dinge auch, die in Indien zu den Gepflogenheiten gehören.
Es war gar nichts passiert an diesem Tag am Miami-South-Beach! Rein die Sorge der indischen Eltern, die anscheinend das Meer und ihre Tücken nicht gewohnt waren.

Beim frühmorgendlichen Joggen die Begegnung mit einem italienischem Paar. Sie wild gestikulierend und er, naja, irgendwie auch laut. Bei den Italienern weiß ich nie ob sie sich nur unterhalten oder ob es ein wilder Streit ist. Es könnte durchaus sein, dass die Beiden sich gleich an die Kehle gehen und der Eine dem Anderen weh tun möchte. Wir laufen in unterschiedlichen Richtungen weiter und so bekomme ich bald nichts mehr mit von der Jaulerei.

Was mir auffällt ist, dass an diesen Tagen rund 90 % Schwarze (ist das politisch korrekt?) in Miami sind. Die meisten sind cool drauf, haben einen Schlafzimmerblick und, was auch bei den älteren Semester modern ist, haben die Hose ist bis unter die Arschbacken runtergezogen, sodass die Unterhose präsentiert werden kann. Aber nur hinten, denn vorne überdeckt ein XXXXXL-großes Shirt das beste Stück des Mannes. „Wie hält die Hose überhaupt?“, staune ich und mache schon meinen Reißverschluss auf um die Hose in die gleiche Position zu bringen.  Es funkt! Aber der Gang ändert sich massiv. Nicht mein Ding und ich kehre zur bequemen antiken Variante zurück.

Vor meiner Reise in die USA habe ich gelesen, dass man sich mit der jeweiligen Kultur und den Gepflogenheiten des Besucherlandes auseinander setzen soll. Was tut man, was darf man, was nicht und was soll man niemals tun. In Miami habe ich mich dann gefragt auf welche Kultur ich mich da hätte vorbereiten sollen. Ich war einfach so wie immer und das war anscheinend nicht ganz verkehrt. Ich sage nicht, dass man sich nicht für die anderen Kulturen interessieren soll. Die indische Mutter könnte durchaus eine hysterische Österreicherin oder Schweizerin sein. Im Gegensatz zu Indien sind wir noch dazu ein Binnenland.

Es ist jedoch sehr schön zu beobachten, wie die Welt und die verschiedenen Kulturen zusammenwächst und auf verschiedenen Kontinenten und Orten gemeinsam leben kann. Der Zukunft sehe ich positiv entgegen. Wir alle sind ja geprägt von unserem Umfeld und besonders unsere Eltern haben einen großen Anteil daran, wie wir denken, agieren und reagieren, handeln, beurteilen und entscheiden. Meinen Beobachtungen zufolge schließe ich, dass besonderen die jüngeren Leute, ich meine ab ca. 1970 geboren, offener sind und die „Programmierungskette“ der Eltern unterbrochen haben. Es entwickelt sich ein anderer, offenerer Zugang und es wird Verständnis für andere Ansichten gezeigt. Die konstruktivistische Sicht ermöglicht den Respekt und die Akzeptanz vor der Wahrheit des Gegenübers.
Welche Beobachten haben Sie dazu gemacht?

Lg. Ronald Hanisch

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